LEBENSSPUREN
Aphorismen: Ernst Ferstl
Cover-Foto: Maria Hasenleithner
Statt eines Vorwortes:
Eine schwierige Frage:
Soll ich heute
meine Gedanken auf-
oder niederschreiben?
Ich spiele oft und gerne
mit meinen Gedanken,
manchmal gegen sie -
und gelegentlich denke ich,
sie spielen mit mir.
Ein Aphoristiker muss
mehr tun als dichten,
er muss verdichten.
Kostproben:
Die Angst vor den
Höhen
und Tiefen ihres Lebens haben,
leben extrem mittelmäßig.
Manche Leute glauben,
die Weisheit mit Löffeln
gefressen zu haben,
dabei waren es in Wirklichkeit
nur Buchstabensuppen.
Vorurteile liefern
Argumente,
die man sonst nirgends fände.
Jeder von uns kennt
die ganze Wahrheit.
Bruchstückhaft.
Missverständnis:
Manche Leute halten bereits
ein Aneinander-Gefallen-Finden
für Liebe.
Wir sollten anderen nur
dann
Steine in den Weg legen,
wenn sie dort auf fruchtbaren
Boden fallen können.
Immer mehr nehmen
sich
immer weniger Zeit,
ihrem Leben einen
persönlichen Stempel
aufzudrücken.
Hintergedanken
verführen
leicht zu Vorurteilen.
Die Weltoffenheit
mancher Leute
beschränkt sich im wesentlichen
auf ihr Maul.
Menschen ohne Humor
sind wie Häuser ohne Fenster.
Fundamentalisten:
Menschen ohne Hausverstand,
dafür mit einem Dachschaden.
Die einzige Erneuerung,
die manche Zeitgenossen
in ihrem Leben zulassen,
ist die ihrer Körperzellen.
Manche Zeitgenossen leben,
was ihre Weltanschauung betrifft,
immer noch auf den Bäumen.
Bei manchen Leuten
funktioniert das Blödsinnreden
so automatisch wie das Luftholen.
Zusammen leben:
Wir könnten einander mehr geben,
wenn wir voneinander
weniger verlangen würden.
Dass vieles in unserem
Leben
anders kommt, als wir es uns
vorgestellt haben,
hat den Vorteil, dass wir
viel weiter kommen, als wir
eigentlich gehen wollten.
Die menschliche Faulheit
arbeitet unermüdlich.
Wer theoretisch liebt,
hat praktisch nichts davon.
Gelassenheit setzt
großzügiges Denken voraus.
Menschen, die nicht
an sich selbst glauben,
können anderen
keinen Halt geben.
Praktisch:
Ohne eigene Meinung
steht man immer auf Seite derer,
die Recht haben.
Ein einfaches Mittel,
die Welt zu verbessern,
ist, sich und anderen
etwas Gutes zu tun.
Wer mit offenen Augen und Ohren
durchs Leben geht,
findet immer wieder
Grund zum Staunen.
Vorsicht:
Wer in sich geht,
weiß nie,
wohin das führt.
Buchinhalt: Veränderte Neuauflage
Aphorismen, 98 Seiten
Erscheint Jänner 2007, ASARO-Verlag
Preis: Euro 11,90 (Österreich: Euro 12,20)
Neue ISBN: 978-3-939698-02-9
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